Hohe Energiepreise setzen die chemische Industrie stark unter Druck. Gewerkschaft und Unternehmen fordern Brückenstrompreis. Standorte sollen dadurch “gerettet” werden.
Auf einer Kundgebung in Leverkusen von Beschäftigten der chemischen Industrie werden am Mittag laut Veranstalter etwa 3.000 Teilnehmende erwartet. “Brückenstrompreis. Jetzt!” ist das Motto der Demo, die von der Industriegewerkschaft IGBCE organisiert wurde.
Gewerkschaft fordert zeitlich begrenzten Industriestrompreis
“Der Brückenstrompreis soll bis 2030 gelten. Dann, wenn genügend und günstigerer Strom aus erneuerbaren Energien vorhanden ist”, sagt Ömer Kirli von der IGBCE, Landesbezirk Nordrhein. Der Brückenstrompreis ist ein reduzierter Strompreis für die Unternehmen, die derzeit von hohen Energiekosten belastet werden.
Besonders die Chemieunternehmen würden durch ihn entlastet. Laut Umweltbundesamt verbraucht die Branche mit Abstand am meisten Energie im verarbeitenden Gewerbe – mit einem Anteil von rund einem Drittel.
Chemie in der Krise
Wie stark die Branche unter Druck steht, zeigte der zuletzt bekannt gewordene Stellenabbau beim Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess. Hier werden in Deutschland 460 Stellen gestrichen. Unter anderem an den Standorten Köln, Leverkusen und Krefeld-Uerdingen.
Die Wirtschaft warnt außerdem vor einer Abwanderung von Unternehmen ins Ausland, da dort die Strompreise teils deutlich günstiger sind, wie zum Beispiel in China und den USA. Demnach seien Arbeitsplätze und Standorte hierzulande gefährdet. Beschäftigte und Gewerkschafter werden deshalb auf der heutigen Kundgebung in Leverkusen Standortsicherheit für die Unternehmen in NRW und Deutschland einfordern.
Chemiegipfel brachte keine Einigung
Die Regierungskoalition in Berlin diskutiert bereits seit Monaten über einen möglichen vergünstigten Strompreis für energieintensive Industriezweige, wie die Chemieindustrie. Grüne und SPD sind dafür, die FDP dagegen.
Der Chemiegipfel, ein Treffen im Kanzleramt mit den Ministerpräsidenten der Länder und Vertretern der Wirtschaft und der Industrieverbände brachte Ende September aber keine Einigung. Womöglich wird nun durch die Kundgebung in Leverkusen neuer Druck auf die Politik entstehen.