Sie arbeiten häufig im Einzelhandel oder in der Gastronomie – sogenannte Midijobber, die zwischen 450 und 850 Euro verdienen. Seit dem Jahr 2003 hat sich ihre Zahl verdoppelt: auf 1,3 Millionen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken hervor, die dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegt.
Ab dem kommenden Juli gelten sogar 3,5 Millionen Menschen in Deutschland als Midijobber. Dann steigt deren Verdienstgrenze nämlich auf bis zu 1350 Euro. Die Regierung will mit dieser Reform geringfügig Beschäftigte entlasten. Midijobber zahlen dann weniger in die Rentenversicherung ein, erwerben aber dennoch die vollen Rentenansprüche.
Die Linkspartei kritisiert allerdings, dass die Regierung mit dieser Neuregelung prekäre Teilzeitarbeit fördert. “Das ist an Absurdität kaum zu überbieten”, sagt Susanne Ferschl, stellvertretende Fraktionsvorsitzende. “Das schwächt die Sozialversicherung und führt kaum zu höheren Renten.” Die Betroffenen würden zudem nur wenig Geld im Monat sparen, je nach Entgeltgruppe zwischen 3 und 23 Euro.
Sozialversicherungen entgehen 500 Millionen Euro
Durch die neue Regelung entgehen den Sozialversicherungen laut Bundesregierung jährlich rund 500 Millionen Euro. Die deutsche Rentenversicherung kritisiert die Anhebung der Verdienstgrenze. So werde nicht berücksichtigt, ob es sich beim Midijobber um eine Vollzeit- oder Teilzeitstelle handelt. Menschen mit gut verdienenden Ehepartnern würden deshalb erheblich profitieren – und ebenso Beamte oder Selbständige, die einen Midijob als Nebentätigkeit ausüben, aber hauptberuflich “einer gut dotierten nicht sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit” nachgehen.
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht die Ausweitung der Gleitzone kritisch: “Fehlreize” im Arbeitsmarkt in Richtung Niedriglohnbereich seien nicht auszuschließen.
Derzeit sind 3,9 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland Midijobber. Bei den Frauen liegt der Anteil bei 5,9 Prozent.