Das neue Verteidigungsabkommen wird Arbeitsplätze nach Großbritannien bringen, während die Labour-Regierung engere Beziehungen zu ihren europäischen Verbündeten anstrebt.
Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall wird im Rahmen eines am Mittwoch unterzeichneten neuen Verteidigungspakts in Großbritannien eine Fabrik zur Herstellung von Rohren für Artilleriegeschütze eröffnen.
Im Rahmen des sogenannten Trinity-House-Abkommens streben Berlin und London eine Vertiefung der europäischen Sicherheitsbeziehungen an, insbesondere angesichts des Krieges in der Ukraine.
Die Fabrik, deren Standort noch nicht entschieden ist, wird 2027 mit der Produktion von Artilleriegewehrläufen beginnen.
Diese werden für 120-mm-Kanonen und 155-mm-Haubitzen sowie für den britischen Panzer Challenger 3 verwendet.
Das britische Verteidigungsministerium teilte mit, dass der neue Standort über 400 Arbeitsplätze schaffen und der britischen Wirtschaft fast 500 Millionen Pfund (601 Millionen Euro) einbringen werde.
Sheffield Forgemasters, ein Zulieferer in Nordengland, wird das Werk mit Stahl beliefern.
Mit der Eröffnung des Rheinmetall-Werks werden in Großbritannien zudem erstmals seit zehn Jahren wieder Artillerierohre hergestellt.
Domänenübergreifende Zusammenarbeit
„Die Unterzeichnung des Trinity-House-Abkommens markiert einen grundlegenden Wandel in den Beziehungen Großbritanniens zu Deutschland und für die europäische Sicherheit“, sagte das Verteidigungsministerium.
„Das Abkommen sieht eine systematische Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und Deutschland in den kommenden Jahren bei einer Reihe bahnbrechender Verteidigungsprojekte in allen Bereichen (Luft, Land, See, Weltraum und Cyberspace) vor.“
Neben der Eröffnung der neuen Fabrik werden die Länder auch bei der Entwicklung von Langstreckenwaffen und Drohnen zusammenarbeiten.
Darüber hinaus wird es eine Zusammenarbeit bei gepanzerten Boxer-Fahrzeugen geben, gemeinsame Übungen entlang der Ostflanke der NATO werden ab und zu deutsche P8-Flugzeuge vom schottischen Lossiemouth aus operieren, um zum Schutz des Nordatlantiks beizutragen.
Eine weitere Priorität ist die Zusammenarbeit beim Schutz der Unterwasserinfrastruktur auf dem Meeresboden der Nordsee.
Neuausrichtung der europäischen Beziehungen
Der Vertrag stellt einen Versuch der britischen Labour-Regierung dar, die Beziehungen zu ihren europäischen Nachbarn nach dem Brexit neu zu gestalten.
Deutschland und Großbritannien sind derzeit nach den USA die zweit- und drittgrößten Militärgeber für die Ukraine.
Die europäische Solidarität ist im Vorfeld der US-Wahlen, die Washingtons Unterstützung für die Ukraine in Gefahr bringen könnten, zu einem immer dringlicheren Thema geworden.
Großbritannien verfügt bereits über einen Verteidigungspakt mit Frankreich, allerdings handelt es sich hierbei um den ersten mit Deutschland.