Nach dem letzten Gong am Ende der zwölften Runde lagen sie sich in den Armen. Das Bild passte zum Ergebnis. Der Boxkampf um die Schwergewichtsweltmeisterschaft nach Version der WBC zwischen Titelverteidiger Deontay Wilder und Herausforderer Tyson Fury in Los Angeles endete mit einem Unentschieden.
Ein Punktrichter sah Wilder 115:111 vorne, einer wertete 114:110 zu Gunsten von Fury, der dritte gab ein 113:113. Damit bleiben beide Boxer unbesiegt. Für Wilder war es erst das zweite Mal in seiner Karriere, dass er über alle Runden gehen musste. Von zuvor 40 Profikämpfen hatte er 39 vorzeitig gewonnen. Für Ex-Weltmeister Fury war es der 28. Kampf, die vorangegangenen 27 hatte er gewonnen, 19 davon durch K.o.
Der Kampf hatte den erwartbaren Verlauf genommen: Fury spielte seine Größen-, Reichweiten- und Schnelligkeitsvorteile aus, ließ seinen Gegner oft ins Leere schlagen und brachte gute Konter ins Ziel. Aber wenn Wilder mit seiner brachialen Urgewalt traf, schlug es hart ein. Zweimal schickte der 33-jährige US-Amerikaner seinen 2,06 Meter großen und 116,3 Kilogramm schweren britischen Herausforderer zu Boden. Sowohl in der neunten als auch in der zwölften Runde musste Fury angezählt werden.
“Die beiden besten Schwergewichtler der Welt”
“Ich glaube, durch die Niederschläge habe ich den Kampf gewonnen”, sagte Wilder nach dem Duell, zollte seinem Gegner aber auch Respekt. “Fury ist hergekommen, um zu kämpfen. Es war eine große Schlacht.” Der Brite entgegnete: “Deontay Wilder hat bewiesen, dass er ein großer Champion ist. Er ist der zweitbeste Schwergewichtsboxer der Welt – gleich nach mir.”
Beide sprachen sich nach dem Kampf für ein Rematch aus. “Wenn die Leute es sehen wollen, machen wir es auf jeden Fall nochmal”, sagte Wilder. Fury nutzte die Gelegenheit für eine Spitze gegen den britischen WBA-, WBO- und IBF-Weltmeister Anthony Joshua. “Wir haben bewiesen, dass wir die beiden besten Schwergewichtler der Welt sind”, sagte Fury. “Es soll da noch so einen Dritten geben, aber der steigt lieber nicht in den Ring, sondern versteckt sich wie ein ängstliches Hühnchen. Wo bist du, AJ?”
Für Fury war es der Versuch, zum zweiten Mal in seiner Karriere Weltmeister zu werden und ein sensationelles Comeback zu krönen. Vor drei Jahren hatte er Wladimir Klitschko besiegt und dem Ukrainer die Titel der Verbände IBF, WBO und WBA entrissen. Danach wurde er wegen Drogenmissbrauchs und Dopings für zwei Jahre gesperrt und musste die WM-Gürtel abgeben.