Der weltgrößte Zementkonzern LafargeHolcim hat in einer ersten Stellungnahme “inakzeptable Fehler” bei seiner Arbeit in Syrien eingeräumt. Das Unternehmen arbeite mit französischen Ermittlern zusammen, die den Fall untersuchen, sagte der Verwaltungsratspräsident Beat Hess der französischen Zeitung Le Figaro in einem Interview. Das Unternehmen habe sich zu spät aus Syrien zurückgezogen.
Wegen des Verdachts auf Terrorfinanzierung, des Verstoßes gegen EU-Sanktionen und der “Gefährdung des Lebens anderer” war gegen drei Verantwortliche der Zementgruppe in Frankreich am Freitag ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Die Manager wurden nach 48 Stunden in Gewahrsam einem Haftrichter vorgeführt, der die Ermittlungen nach Angaben aus Justizkreisen anordnete.
Bei den Beschuldigten handelt es sich um den Ex-Chef des Zementwerks von 2008 bis 2014, Bruno Pescheux, seinen Nachfolger Frédéric Jolibois und den für die Sicherheit zuständigen Manager Jean-Claude Veillard. Sie kamen unter Auflagen frei. Die Staatsanwaltschaft von Paris hatte für Pescheux Untersuchungshaft beantragt.
Lafarge soll Schutzgelder an IS-Miliz gezahlt haben
Die Zementgruppe Lafarge, die 2015 mit dem Schweizer Baustoffkonzern Holcim fusionierte, soll in Syrien Extremisten bezahlt haben, damit ein Werk im Norden des Landes in Betrieb bleiben konnte. Es befindet sich in Dschalabija, etwa 150 Kilometer nordöstlich von Aleppo. Die Schutzgeldzahlungen sollen in den Jahren 2013 und 2014 unter anderem an Extremisten der Dschihadistenmiliz “Islamischer Staat” (IS) geflossen sein.
Lafarge wird zudem vorgeworfen, dem IS in Syrien Öl abgekauft zu haben. Damit habe die Gruppe gegen das EU-Ölembargo gegen Syrien verstoßen, das seit dem Herbst 2011 galt. Die IS-Miliz hatte sich seit 2013 zahlreicher Erdölquellen des Landes bemächtigt.
Konzernchef Eric Olsen war über die Affäre gestolpert; er verließ das Unternehmen nach einer internen Untersuchung Mitte Juli.