Deutschland hat Hammerskins verboten, eine Neonazi-Gruppe, die für ihre Rolle bei der Organisation rechtsextremer Konzerte und dem Verkauf rassistischer Musik bekannt ist.
Der Schritt setze „ein klares Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus“, sagte der deutsche Innenminister.
Die Behörden durchsuchten landesweit die Wohnungen von 28 führenden Mitgliedern der Gruppe.
Hammerskins wurde Ende der 1980er Jahre in den USA gegründet und hat in Deutschland schätzungsweise etwa 130 Mitglieder.
Die deutschen Behörden bezeichneten das Verbot als „einen harten Schlag gegen den organisierten Rechtsextremismus“ und sagten, es setze „dem menschenverachtenden Vorgehen einer international agierenden Neonazi-Vereinigung“ ein Ende.
„Rechtsextremismus bleibt die größte extremistische Bedrohung für unsere Demokratie. Deshalb handeln wir weiterhin sehr entschlossen“, sagte die deutsche Innenministerin Nancy Faeser.
Ein wesentliches Ziel der Skinhead-Gruppe sei es, Konzerte zur Verbreitung ihrer rechtsextremen Ideologie zu nutzen, sagte sie.
Hammerskins war maßgeblich an der Gründung neonazistischer Musiklabels, dem Verkauf antisemitischer Platten und der Organisation geheimer Musikveranstaltungen beteiligt.
Die Gruppe wird beispielsweise mit einem Veranstaltungsort namens Hate Bar im Saarland in Verbindung gebracht, wo die Polizei erst im April dieses Jahres wegen der Zurschaustellung verbotener Symbole bei rechtsextremen Konzerten Festnahmen vornahm.
Die deutschen Behörden sagten, sie hätten im Vorfeld des Verbots eng mit ihren Kollegen in den Vereinigten Staaten zusammengearbeitet.
Hammerskins wurde 1988 in Texas gegründet und verbreitete sich in den USA und mehreren anderen Ländern. Sie hat eine Top-Down-Struktur mit der sogenannten Hammerskin Nation als globalem Dach ihrer nationalen Ableger.
Nach Angaben der deutschen Behörden ist Hammerskins seit Anfang der 1990er Jahre im Land aktiv und eine der einflussreichsten rechtsextremen Organisationen in Europa.
Es war in 13 regionale Kapitel unterteilt, in denen teilweise Namen verwendet wurden, die auf Nazi-Deutschland zurückgingen. Die Chapter agierten im ganzen Land in einer Struktur, die Biker-Gangs ähnelte.
In einer weiteren Ähnlichkeit mit Bikern verlangten sie Berichten zufolge von neuen Mitgliedern, dass sie mehrere Einführungsschritte über ihre Unterstützungsgruppe Crew 38 absolvieren, die ebenfalls verboten wurde.
Die Razzien der Polizei richteten sich gegen Anführer der Chapter in zehn Bundesländern mit dem Ziel, Vermögenswerte der Gruppe zu beschlagnahmen. Mehrere Mitglieder der Gruppe verfügten über eine Lizenz zum Tragen von Waffen, berichteten deutsche Medien.
Die Mitglieder bezeichnen sich gegenseitig als „Brüder“ und sehen sich als „Elite der rechtsextremen Skinhead-Szene“.
Der deutsche Inlandsgeheimdienst hatte zuvor erklärt, die Gruppe habe auch Deutschlands größte rechtsextreme Kampfsportveranstaltung namens „Kampf der Nibelungen“ organisiert, die seit 2019 verboten sei.
Aber Hammerskins organisierte weiterhin Konzerte mit verschiedenen Neonazi-Bands.
Das Verbot sei das 20. Mal, dass eine rechtsextreme Vereinigung in Deutschland verboten werde, teilte das Innenministerium mit.
Hammerskins war die letzte große rechte Skinhead-Organisation in Deutschland, nachdem eine andere Gruppe, Blood and Honour, im Jahr 2000 verboten worden war.
Blood and Honor hatte enge Kontakte zu Mitgliedern einer Neonazi-Gruppe, die in Deutschland zehn rassistisch motivierte Morde verübte.
Im Jahr 2020 verbot das Land Combat 18, eine weitere Neonazi-Gruppe, die an rechtsextremen Konzerten beteiligt war.
Der Inlandsgeheimdienst schätzt, dass es in der rechtsextremen Szene des Landes 38.800 Menschen gibt, von denen mehr als ein Drittel als „potenziell gewaltbereit“ gilt.